Kurzfassung einer Ansprache von Frau Dr. Gabriele Uelsberg,
Leiterin des Städt. Museums Mülheim/Ruhr
anläßlich einer Ausstellungseröffnung am 29. Januar 1997.



Der Maler Markus Kottmann hat seine Bilder sehr konzentriert und sparsam arrangiert. Er hat zwar weniger Bilder gehängt, aber deswegen nicht weniger Stoff zur Betrachtung geboten.

Wir haben uns vor dieser Eröffnung darüber unterhalten, was es heute bedeutet, Malerei zu betreiben. Malerei ist uns allen sehr vertraut und selbstverständlich geworden. Wie vieles Selbstverständliche heute, wird sie oft "konsumiert", also nicht mehr bewußt und konzentriert wahrgenommen. Mit seinen Doppelbildern will Kottmann uns wieder zum bewußten Betrachten führen.

"Diptychen" hat der Maler diese Serien genannt, doch sind es nicht Diptychen im herkömmlichen Sinn. Zum einen wird keine Abfolge eines Sachverhalts dargestellt, keine "Geschichte erzählt", sondern ein Motiv wird zweimal formuliert. Zum andern sind die Bildteile nicht nebeneinander, sondern übereinander angeordnet. Für unser Leseverhalten ist es irritierend, von oben nach unten und wieder nach oben zu schauen. Aber das ist genau das, was Kottmann beabsichtigt. So möchte er den Blick - wie er es formuliert - "verlangsamen", die Betrachtung ruhiger machen. Er möchte den Blick einen retardierenden Moment anhalten lassen, um ihn zu wiederholen, zu intensivieren, ihn noch einmal auf das, was man sieht, zu richten, um so zu einem tieferen Erleben und Wahrnehmen von Malerei zu kommen.

Aus dieser Auseinandersetzung mit Licht, Himmel und Formen entstanden Bilder isländischer Landschaften, die reine Malerei sind, auch wenn man auf den ersten Blick vertraute Andeutungen an Berge oder Gletscher findet. Aber auf den zweiten Blick tritt die Malerei, treten Pigment, Farbe und Struktur in den Vordergrund. Auch zwingt eine solche Auseinandersetzung zu konzentriertem Betrachten. Und beides zusammen führte Kottmann zu diesen Diptychen, die dem Betrachter das vergleichende Seherlebnis des Malers vermitteln sollen.

So bietet diese Ausstellung außerordentlich viel Stoff zur Anschauung und niemand, der bereit ist zu schauen, muß "hungrig nach Kunst" das Haus wieder verlassen.